„Die Falten im Gesicht sind egal, Hauptsache keine Falten im Gehirn““ Im neuen Gebäude fühlte sich Helene Lingstädt schnell zu Hause. Dafür sorgen auch ihre drei Kinder, zehn Enkel und sechs Urenkel, die in der Region wohnen und häuger zu Besuch sind. Von ihrem Wohn- zimmertisch blickt sie durch das bodentiefe Fenster auf die kleine, parkähnliche Anlage mit einem Spielplatz am Ende. „Dort bin ich öfter mit meinen Urenkeln. Bald wird mein siebter Urenkel geboren“, erklärt die humorvolle und lebenslustige gebürtige Char- lottenburgerin stolz. Ein Mal habe sie mitgehört, wie ein an- derer Bewohner des Stadttors Ost ungläubig zu seiner Frau gesagt habe: „Glaubst du, dass die schon 88 wird?“ Sie wün- sche sich, dass sie fit bleibe, vor allem auch geistig: „Die Falten im Gesicht sind egal, Hauptsache keine Falten im Gehirn“, fasst sie auf ihre un- nachahmliche Weise zusam- men. „Meine Mutter ist 98 ge- worden, mein Großvater sogar 101. Mal sehen, was bei mir noch kommt!“ hörbarem Berliner Akzent „Wenn ich heute höre und lese, was man da für Mieten zahlen muss, bin ich auch froh da- rüber“, stellt sie mit einem Schmunzeln fest. Nach 63 Jah- ren in dem HGB-Haus in der Lippestraße 8 ist sie vor rund einem Jahr dann doch noch mal umgezogen, im Alter von 87 Jahren. Auf die andere Straßen- seite – in das „Stadttor Ost“ der HGB. Viele Erinnerungen hat sie mitgenommen. Und die Hausnummer 8. Sie hängt im neuen Wohnzimmer unter ei- nem Bild „ihres“ alten Wohn- hauses – ein Geschenk von Heinz Brieler, Teamleiter Woh- nungsverwaltung der HGB. sächlich Lebensmittel in die Hauptstadt, nahm aber auf dem Rückweg auf Antrag auch Passagiere mit. Ihr Mann hatte Arbeit auf der Zeche Sachsen gefunden. Ihre erste gemein- same Wohnung war in Werries, fünf Jahre wohnten sie dort. Dann ging es in die Lippestraße 8. „Mein Mann musste damals alleine einziehen. Weil meine zweite Tochter zu früh kam“, erinnert sich Helene Lingstädt. Später bekamen sie noch einen Sohn, das dritte Kind. „Die kleine Wohnung hat uns im- mer gereicht, wir waren zu- frieden“, betont sie. Eine Rück- kehr nach Berlin sei eigentlich nie ein Thema gewesen. „Ick bin nie ein Großstadtkind ge- wesen. Lieber raus in die Na- tur“, sagt sie – mit auch nach über sechs Jahrzehnten noch / 25